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Gewinnung von experimentellen Daten
- Eine andere Methode der Datengewinnung beruht auf der Durchführung
von Experimenten im Rahmen von Labor- bzw. Feldversuchen:
- Beobachtet, d.h. registriert werden dabei die interessierenden
Merkmale/Kenngrößen/Variablen der Versuchsergebnisse.
- Typische Beispiele sind biologische, physikalische bzw. chemische
Experimente, die in Forschungslabors durchgeführt werden.
- Bei wirtschaftswissenschaftlichen Studien werden die Experimente
vorwiegend als Feldversuche durchgeführt, wobei wesentlich
umfangreichere Stichproben (beispielsweise von potentiellen
Kunden) als bei Laborversuchen betrachtet werden.
- Das Ziel solcher Studien können zum Beispiel Marktanalysen
sein, bei denen die Nachfrage nach (neu entwickelten) Produkten
untersucht wird.
- Experimentelle medizinische Studien von (zufällig ausgewählten)
Patientengruppen können sowohl als klinische Studie (d.h. als
Laborversuch) bzw. als Feldstudie durchgeführt werden.
- Diese Studien können beispielsweise das Ziel haben, die Wirkung
von neu entwickelten Medikamenten bzw. Therapien zu beurteilen.
- Naturwissenschaftliche Experimente weisen wesentliche
Unterschiede im Vergleich zu wirtschaftswissenschaftlichen bzw.
medizinischen Experimenten auf:
- Während bei naturwissenschaftlichen Experimenten unter
gleichbleibenden Bedingungen kontrolliert Daten gesammelt werden
können, ist dies bei wirtschaftswissenschaftlichen und
medizinischen Untersuchungen oftmals nicht möglich.
- Ein Grund hierfür ist, dass wirtschaftswissenschaftliche und
medizinische Untersuchungen teilweise auf
Personenbefragungen beruhen, wodurch die Kontrollierbarkeit der
Versuchsbedingungen nur in einem geringerem Maße als bei
naturwissenschaftlichen Experimenten gewährleistet ist.
Die Erzeugung von Daten im Zusammenhang mit der Durchführung von
Experimenten muss sorgfältig vorbereitet werden. Man spricht in
diesem Zusammenhang auch von Versuchsplanung. Dabei sind
insbesondere die folgenden Punkte zu beachten.
- Ziele der Untersuchungen
- Zunächst müssen die Ziele der Untersuchungen abgesteckt werden.
- Wesentlich für die Effizienz und den Erfolg der Untersuchungen
ist, dass sämtliche Arbeiten bereits in diesem frühen Stadium in
enger Abstimmung zwischen dem Statistiker und seinen
Kooperationspartnern erfolgen.
- Insbesondere müssen zunächst die relevanten
Merkmale/Kenngrößen/Variablen der ínteressierenden
Sachverhalte/Objekte/Vorgänge spezifiziert werden.
- Eine anschließende Literatur-Recherche (beispielsweise per
Internet) kann Informationen darüber liefern, ob ähnliche
Fragestellungen bereits in anderen Projekten untersucht worden
sind.
- Im Ergebnis hiervon können schon vorhandene Modellierungs-
und Lösungsanätze mit in die eigenen Untersuchungen einbezogen
werden.
- Die Literatur-Recherche kann jedoch auch dazu führen, dass die
ursprünglich festgelegten Ziele der Untersuchungen präzisiert bzw.
korrigiert werden müssen.
- Planung der Experimente
- Nachdem die Ziele der Untersuchungen festgelegt worden sind,
sollte eine sorgfältige Planung der Experimente folgen.
- Dabei hängt die Planung der Rahmenbedingungen, des Umfanges bzw.
der Zeitdauer, die für die Durchführung der Experimente
veranschlagt werden, natürlich von den vorhandenen finanziellen
und technischen Ressourcen ab.
- Bei wirtschaftswissenschaftlichen und medizinischen
Untersuchungen, die auf Personenbefragungen beruhen, ist zunächst
das Vorgehen bei der Auswahl der Probanden festzulegen.
- In diesem Zusammenhang ist die Randomisierung der Stichprobe
ein wichtiges Prinzip, um Verfälschungen (beispielsweise durch die
bewusste Auswahl von besonders geeigneten Personen) zu vermeiden
und somit eine repräsentative Stichprobe von Probanden zu
erhalten.
- Bei medizinischen Studien wird, zusätzlich zu der eigentlichen
Gruppe der behandelten Probanden, oftmals noch eine Placebo-
bzw. Kontrollgruppe betrachtet, um eine möglichst objektive
Beurteilung der Versuchsergebnisse zu ermöglichen.
- Bei der Planung der Experimente müssen auch bereits erste
Vorstellungen darüber entwickelt werden,
- welche relevanten Merkmale/Kenngrößen/Variablen der
ínteressierenden Sachverhalte/Objekte/ Vorgänge auf welche Weise
untersucht werden sollen,
- welche Merkmale/Kenngrößen/Variablen als (einstellbare)
Ausgangsgrößen und welche Merkmale/ Kenngrößen/Variablen als
(beobachtbare) Zielgrößen aufgefasst werden,
- wie die gewonnenen Daten dargestellt und statistisch verarbeitet
werden sollen.
- Um mehr Planungssicherheit für umfangreiche Feldversuche zu
erlangen, ist es manchmal sinnvoll, zunächst eine
Pilotstudie durchzuführen. Die Ergebnisse solcher Pilotstudien
können dann zur Planung der eigentlichen Experimente verwendet
werden.
- Erfassung/Protokollierung der Daten
- Die Protokollierung der Daten beginnt mit der Darlegung der Ziele
der Untersuchungen und der Dokumentation der Versuchsplanung.
- Das Protokoll sollte außerdem Angaben über die verwendeten
Methoden zur Darstellung und statistischen Verarbeitung der
Daten enthalten.
- Die gewonnenen Daten, die aus den Einstellungen bzw. Messungen
sämtlicher Einfluss- bzw. Zielgrößen resultieren, sollten
möglichst detailliert erfasst und protokolliert werden.
- Das Aggregieren bzw. Komprimieren von Rohdaten, das bei
umfangreichen Feldversuchen aus Kapazitätsgründen geboten sein
kann, führt stets zu Informationsverlusten und sollte deshalb nur
bei begründeter Notwendigkeit erfolgen.
- Bei wirtschaftswissenschaftlichen und medizinischen
Untersuchungen, die auf Personenbefragungen beruhen, sollten
sämtliche relevanten Daten über die Probanden im Protokoll erfasst
werden (auch über diejenigen Probanden, die im Verlauf der
Experimente aus der Studie austreten).
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Andreas Narr
2004-07-12