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"Das Einfache" - Neun Thesen
- Das Einfache hat zu tun mit dem Richtigen, dem Naheliegenden,
dem Selbstverständlichen.
- Einfaches sollte nicht verkompliziert werden;
Kompliziertes sollte nicht vereinfacht werden.
Albert Einstein sagte einmal:
"Man sollte alles so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher."
- Nur das Einfache hat die Voraussetzung zeitlos und Allgemeingut zu werden.
- Das Einfache kennt keine Urheber als Person;
es entsteht, ist plötzlich da -- und keiner weiß woher;
ist Ziel und Resultat zugleich.
- Das Einfache ist weniger eine Frage des Technischen --
sondern mehr ein Problem der geistigen Grundeinstellung zum Technischen.
- Auch das Einfache kann High-Tech sein, muß es sogar,
wollen wir energie- und materialgerecht konstruieren.
Dennoch: das Einfache ist bescheiden, sinnfällig,
leicht zu nutzen, umzunutzen und zu beseitigen.
- Das Einfache ist nicht das Primitive,
das Simple oder Ländliche;
vielmehr ist das Einfache ein Produkt
des kollektiven Nachdenkens und Entstehens.
Somit ist das Einfache das Reifgewordene,
die reife Frucht eines meist langen Prozesses.
- Das Vulgäre ist ein Feind des Einfachen -
im Alltag, in der Kunst und in der Sprache.
- Das Einfache muß werden, man kann es finden;
aber es läßt sich nicht herbeizwingen.
Diese Thesen wurden anläßlich des gleichnamigen Forums
im September 1994
des Internationalen Forums für Gestaltung Ulm und der
Stiftung Hochschule für Gestaltung Ulm aufgestellt
(nicht von mir).
Andreas Borchert,
10. Mai 1995