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Bedingte Verteilung; bedingte Dichte

In Übereinstimmung mit Definition 3.11 ist die folgende Sprechweise üblich.

Definition 3.15
 
  1. Sei $ (X,Y)$ ein diskreter Zufallsvektor mit $ P((X,Y)\in C)=1$ für eine abzählbare Menge $ C=\{(x_i,y_j): i,j\in\mathbb{N}\}$. Für jedes $ j\in\mathbb{N}$ mit $ P(Y=y_j)>0$ heißt dann $ \{P(X=x_i\mid Y=y_j),\, i\in\mathbb{N}\}$ die bedingte Wahrscheinlichkeitsfunktion von $ X$ unter der Bedingung $ \{Y=y_j\}$. Sie bestimmt die bedingte Verteilung $ \{P(X\in B\mid Y=y_j),\, B\in\mathcal{B}(\mathbb{R})\}$ von $ X$ unter der Bedingung $ \{Y=y_j\}$ eindeutig.
  2. Analog heißt $ \{P(Y=y_j\mid X=x_i),\, j\in\mathbb{N}\}$ bzw. $ \{P(Y\in B\mid X=x_i),\, B\in\mathcal{B}(\mathbb{R})\}$ für jedes $ i\in\mathbb{N}$ mit $ P(X=X_i)>0$ die bedingte Wahrscheinlichkeitsfunktion bzw. bedingte Verteilung von $ Y$ unter der Bedingung $ \{X=x_i\}$.
  3. Wenn $ (X,Y)$ ein absolutstetiger Zufallsvektor mit der gemeinsamen Dichte $ f_{(X,Y)}(x,y)$ ist, dann heißt die Funktion $ f_{X\mid Y=y}:\mathbb{R}\to[0,\infty)$ mit

    $\displaystyle f_{X\mid Y=y}(x)=\frac{f_{(X,Y)}(x,y)}{f_Y(y)}
$

    die bedingte Dichte von $ X$ unter der Bedingung $ \{Y=y\}$, wobei $ f_Y(y)>0$ vorausgesetzt wird.
  4. Analog heißt die Funktion $ f_{Y\mid X=x}:\mathbb{R}\to[0,\infty)$ mit

    $\displaystyle f_{Y\mid X=x}(y)=\frac{f_{(X,Y)}(x,y)}{f_X(x)}
$

    die bedingte Dichte von $ Y$ unter der Bedingung $ \{X=x\}$, wobei $ f_X(x)>0$ vorausgesetzt wird.
Beispiele
 
  1. zweimaliges Würfeln
    Sei $ X:\Omega\to\{0,1,2\}$ bzw. $ Y:\Omega\to\{0,1,2\}$ die (zufällige) Anzahl, mit der die Augenzahl ,,6'' bzw. ,,1'' beim zweimaligen Würfeln erzielt wird; vgl. Abschnitt 3.3.1. Dann ergeben sich die folgenden bedingten Wahrscheinichkeitsfunktionen von $ X$ unter der Bedingung $ \{Y=j\}$:



          $ i$  
      $ P(X=i\mid Y=j)$ 0 1 2
      0 $ \frac{16}{25}$ $ \frac{8}{25} $ $ \frac{1}{25} $
    $ j$ 1 $ \frac{8}{10}$ $ \frac{2}{10} $ 0
      2 1 0 0



  2. integrierte Gleichverteilung
    Sei $ (X,Y)$ ein absolutstetiger Zufallsvektor mit der gemeinsamen Dichte

    $\displaystyle f_{(X,Y)}(x,y)=
\left\{ \begin{array}{cc} 4xy\,, &
\mbox{falls $0\leq x,\, y\leq 1$}\\
0 & \mbox{sonst}
\end{array}\right.
$

    Für $ y\in[0,1]$ gilt dann für die bedingte Dichte von $ X$ unter der Bedingung $ \{Y=y\}$:

    $\displaystyle f_{X\mid Y=y}(x)=\frac{f_{(X,Y)}(x,y)}{f_Y(y)}=
\left\{\begin{array}{cc}
2x\,,&\mbox{falls $x\in[0,1]$}\\
0&\mbox{sonst}
\end{array}\right.
$

    Die bedingte Dichte $ f_{X\mid Y=y}(x)$ stimmt also bei diesem Beispiel mit der (unbedingten Rand-)Dichte $ f_X(x)$ von $ X$ überein; vgl. Abschnitt 3.3.3.


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Roland Maier 2001-08-20