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Ein-Stichproben-Probleme

Wir kehren zunächst zur Betrachtung von Ein-Stichproben-Problemen zurück. D.h., wir nehmen an, dass ein Datensatz $ (x_1,\ldots,x_n)$ beobachtet wird, den wir als Realisierung einer Zufallsstichprobe $ (X_1,\ldots,X_n)$ auffassen.

Theorem 3.2   Der Erwartungswert $ \mu$ der Stichprobenvariablen $ X_1,\ldots,X_n$ sei eine Komponente des Parameters % latex2html id marker 30998
$ \theta\in\Theta$, und $ \alpha\in(0,1)$ sei eine beliebige, jedoch vorgegebene Zahl. Dann ist durch $ \bigl(\underline\theta(X_1,\ldots,X_n),\overline\theta(X_1,\ldots,X_n)\bigr)$ mit

$\displaystyle \underline\theta(X_1,\ldots,X_n)=\overline
X_n-\frac{z_{1-\alpha...
...rline\theta(X_1,\ldots,X_n)=\overline
X_n+\frac{z_{1-\alpha/2}S_n}{\sqrt{n}}
$

ein asymptotisches Konfidenzintervall für $ \mu$ zum Niveau $ \gamma=1-\alpha$ gegeben, wobei $ \overline X_n$ bzw. $ S_n$ das Stichprobenmittel bzw. die Wurzel der Stichprobenvarianz sind.

Beweis
$ \;$ Die Behauptung ergibt sich unmittelbar aus Formel (1.20), denn
$\displaystyle \lim\limits_{n\to\infty} P_\theta\Bigl(\overline
X_n-\frac{z_{1-\alpha/2}S_n}{\sqrt{n}}<\mu<\overline
X_n+\frac{z_{1-\alpha/2}S_n}{\sqrt{n}}\Bigr)$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \lim\limits_{n\to\infty}
P_\theta\Bigl(\frac{-z_{1-\alpha/2}S_n}{\sqrt{n}}<\overline
X_n-\mu<\frac{z_{1-\alpha/2}S_n}{\sqrt{n}}\Bigr)$  
  $\displaystyle =$ $\displaystyle 1-\alpha\,.$  


 
  $ \Box$


Für spezielle Beispiele von Familien parametrischer Verteilungen kann man asymptotische Konfidenzintervalle für den Erwartungswert $ \mu$ der Stichprobenvariablen $ (X_1,\ldots,X_n)$ konstruieren, ohne die Stichprobenstreuung $ S_n^2$ betrachten zu müssen.
  1. $ \;$ Konfidenzintervall für den Erwartungswert $ \lambda$ bei Poisson-Verteilung
    Beachte
     $&bull#bullet;$
    Ein weiteres asymptotisches Konfidenzintervall für $ \lambda$ ergibt sich, wenn die Größe $ \sqrt{\lambda}$ im Nenner von (30) ersetzt wird durch $ \sqrt{\overline X_n}$.
     $&bull#bullet;$
    Aus dem starken Gesetz der großen Zahlen (vgl. Theorem WR-5.15) ergibt sich nämlich, dass

    $\displaystyle \overline X_n \overset{\textrm{f.s.}}{\longrightarrow} \lambda\,.
$

     $&bull#bullet;$
    Mit Hilfe des Satzes von Slutsky für die Multiplikation (vgl. Theorem WR-5.11) ergibt sich hieraus und aus (30) die Gültigkeit von

    $\displaystyle \lim\limits _{n\to\infty}
 P_\lambda\Bigl(-z_{1-\alpha/2}\le\sqrt...
...\overline
 X_n-\lambda}{\sqrt{\overline X_n}}\le
 z_{1-\alpha/2}\Bigr)=1-\alpha$ (32)

    für jedes $ \alpha\in(0,1)$.
     $&bull#bullet;$
    Also ist mit

    $\displaystyle \underline\theta(X_1,\ldots,X_n)=\overline
 X_n-\frac{z_{1-\alpha...
...ldots,X_n)=\overline
 X_n+\frac{z_{1-\alpha/2}}{\sqrt{n}}\,\sqrt{\overline X_n}$ (33)

    ein weiteres asymptotisches Konfidenzintervall $ \bigl(\underline\theta(X_1,\ldots,X_n),\overline\theta(X_1,\ldots,X_n)\bigr)$ für $ \lambda$ zum Niveau $ \gamma=1-\alpha$ gegeben.
     $&bull#bullet;$
    Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Zufallsvariable $ \underline\theta(X_1,\ldots,X_n)$ in (33) auch negative Werte annehmen kann, obwohl bei der Poisson-Verteilung vorausgesetzt wird, dass $ \lambda>0$.
     $&bull#bullet;$
    Deshalb kann man anstelle von (33) die Zufallsvariablen

    $\displaystyle \underline\theta(X_1,\ldots,X_n)=\max\Bigl\{0,\overline
X_n-\fra...
...ots,X_n)=\overline
X_n+\frac{z_{1-\alpha/2}}{\sqrt{n}}\,\sqrt{\overline X_n}
$

    als Endpunkte des Konfidenzintervalls $ \bigl(\underline\theta(X_1,\ldots,X_n),\overline\theta(X_1,\ldots,X_n)\bigr)$ für $ \lambda$ betrachten.
     $&bull#bullet;$
    Die Länge dieses Konfidenzintervalls ist stets kleiner als die in (31) gegebene Länge des Intervalls, das aus dem Ansatz (30) resultiert.
     $&bull#bullet;$
    Der Grund hierfür ist, dass ,,untypische'' Stichprobenwerte, die große Abweichungen vom Erwartungswert $ \lambda$ aufweisen, besser durch das Stichprobenmittel $ \overline X_n$ im Nenner von (32) als durch den Erwartungswert $ \lambda$ im Nenner von (30) kompensiert werden.


  2. $ \;$ Konfidenzintervall für die ,,Erfolgswahrscheinlichkeit'' $ p$ bei Bernoulli-Verteilung
    Beachte
     $&bull#bullet;$
    Ähnlich wie in dem vorhergehenden Beispiel erhält man ein einfacheres asymptotisches Konfidenzintervall für $ p$, wenn man berücksichtigt, dass wegen des starken Gesetzes der großen Zahlen (vgl. Theorem WR-5.15)

    $\displaystyle \overline X_n \overset{\textrm{f.s.}}{\longrightarrow} p\,.
$

     $&bull#bullet;$
    Hieraus und aus (34) ergibt sich nun mit Hilfe des Satzes von Slutsky für die Multiplikation (vgl. Theorem WR-5.11), dass

    $\displaystyle \lim\limits _{n\to\infty}
 P_p\Bigl(-z_{1-\alpha/2}\le\sqrt{n}\;\...
...-p}{\sqrt{\overline X_n(1-\overline X_n)}}\le
 z_{1-\alpha/2}\Bigr)=1-\alpha\,.$ (35)

     $&bull#bullet;$
    Also ist mit

    $\displaystyle \underline\theta(X_1,\ldots,X_n)=\overline
X_n-\frac{z_{1-\alpha/2}}{\sqrt{n}}\,\sqrt{\overline
X_n(1-\overline X_n)}
$

    bzw.

    $\displaystyle \overline\theta(X_1,\ldots,X_n)= \overline
X_n+\frac{z_{1-\alpha/2}}{\sqrt{n}}\,\sqrt{\overline
X_n(1-\overline X_n)}
$

    ein weiteres asymptotisches Konfidenzintervall $ \bigl(\underline\theta(X_1,\ldots,X_n),\overline\theta(X_1,\ldots,X_n)\bigr)$ für $ p$ zum Niveau $ \gamma=1-\alpha$ gegeben.
     $&bull#bullet;$
    Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Zufallsvariable $ \underline\theta(X_1,\ldots,X_n)$ negative Werte und $ \overline\theta(X_1,\ldots,X_n)$ Werte größer als 1 annehmen kann, obwohl bei der Bernoulli-Verteilung vorausgesetzt wird, dass $ 0<p<1$.
     $&bull#bullet;$
    Deshalb betrachtet man die modifizierten Schätzer

    $\displaystyle \underline\theta(X_1,\ldots,X_n)=\max\Bigl\{0,\overline
X_n-\frac{z_{1-\alpha/2}}{\sqrt{n}}\,\sqrt{\overline
X_n(1-\overline X_n)}\Bigr\}
$

    bzw.

    $\displaystyle \overline\theta(X_1,\ldots,X_n)=
\min\Bigl\{1,\overline
X_n+\frac{z_{1-\alpha/2}}{\sqrt{n}}\,\sqrt{\overline
X_n(1-\overline X_n)}\Bigr\}
$

    als Endpunkte des Konfidenzintervalls $ (\underline\theta(X_1,\ldots,X_n),\overline\theta(X_1,\ldots,X_n))$ für $ p$.

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Ursa Pantle 2004-07-14