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Lagemaßzahlen
In diesem Abschnitt betrachten wir eine spezielle Klasse von
Kenngrößen der Stichprobe
, sogenannte Maßzahlen, die die Lage der Daten beschreiben und die kurz Lagemaßzahlen genannt werden.
- Stichprobenmittel
- Wir betrachten zunächst die Stichprobenfunktion
mit
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(2) |
d.h., wir betrachten das arithmetische Mittel
der Stichprobenwerte
.
- Die Zahl
wird Stichprobenmittel der
(konkreten) Stichprobe
genannt.
- Beispiel
- Während eines bestimmten Zeitraumes verkauften die 8 Angestellten
der Abteilung ,,Lebensversicherungen'' eines
Versicherungsunternehmens jeweils die folgenden Anzahlen von
Lebensversicherungsverträgen: 9, 12, 5, 13, 7, 11, 24, 11.
- Wir fassen diese Daten als Stichprobenwerte
einer
Stichprobe vom Umfang
auf.
- Das Stichprobenmittel
dieser Stichprobe beträgt
d.h., im Mittel wurden von den Angestellten jeweils 11.5 Verträge
während des betrachteten Zeitraumes verkauft.
- Beachte
- In der obenbetrachteten Beispiel-Stichprobe ist die maximale
Anzahl der abgeschlossenen Verträge um mehr als 10 Verträge größer
als die zweitgrößte Anzahl.
- Streicht man den Maximalwert 24 aus dieser Stichprobe, so
verändert sich das Stichprobenmittel
zu
.
- Das Stichprobenmittel reagiert also offensichtlich ,,empfindlich''
auf extreme Werte, sogenannte Ausreißer, in den Daten.
- Weitere Eigenschaften des Stichprobenmittels
- Es gilt stets
 |
(3) |
d.h., das Stichprobenmittel
lässt sich als Schwerpunkt der Daten
interpretieren.
- Außerdem kann man zeigen, dass das Stichprobenmittel
die Summe der quadratischen Abweichungen
minimiert, d.h., es gilt
- Stichprobenmedian
- Lagemaßzahlen, die den Einfluss von Extremwerten begrenzen, heißen
resistent oder robust. Eine derartige robuste
Lagemaßzahl ist der Stichprobenmedian.
- Hierfür ordnet man die Stichprobenwerte
der Größe
nach. Dies ergibt die geordnete Stichprobe
mit
.
- Insbesondere gilt
und |
(4) |
d.h.,
bzw.
sind das Minimum bzw. das
Maximum der Stichprobenwerte
, die auch mit
bzw.
bezeichnet werden.
- In diesem Zusammenhang wird auch die Stichprobenspannweite
betrachtet, die jedoch eine
Maßzahl für die Streuung der Daten ist; vgl.
Abschnitt 2.2.2.
- Manchmal ist es zweckmäßiger, anstelle des Stichprobenmittels
den Stichprobenmedian
zu
betrachten, wobei
 |
(5) |
- Beachte
- Der Stichprobenmedian ist also ebenfalls ein Mittelwert:
Jeweils die Hälfte der Stichprobenwerte
ist
kleiner bzw. größer als der Stichprobenmedian
.
- Ein Vorteil des Stichprobenmedians
besteht darin,
dass
wesentlich weniger als
von den
extremalen Stichprobenwerten
und
abhängt.
- Für das obenbetrachtete Zahlenbeispiel der Anzahlen von jeweils
verkauften Lebensversicherungsverträgen gilt
,
und zwar sowohl für die gesamte Stichprobe aller
Stichprobenwerte als auch für die Teilstichprobe von
Stichprobenwerten, für die der ,,Ausreißerwert'' 24 gestrichen
wurde.
- Eine weitere allgemeine Eigenschaft des Medians
ist
die Minimierung der Summe der absoluten Abweichungen
minimiert, d.h., es gilt
- Empirische Quantile
- Modus
- Derjenige Wert der Stichprobenwerte
, der am
häufigsten auftritt, wird Modus der Stichprobe genannt und
mit
bezeichnet.
- Beachte
- Der Modus
ist die wichtigste Lagemaßzahl für
nominalskalierte Merkmale.
- Für das obenbetrachtete Zahlenbeispiel ist der Modus
gleich 11.
- Für intervallskalierte Merkmale können das Stichprobenmittel
, der Median
und der Modus
auch zur Beschreibung der Symmetrie bzw. Schiefe
der Stichprobe benutzt werden. Man spricht von einer
- symmetrischen Verteilung der Stichprobenwerte, falls
,
- linkssteilen Verteilung der Stichprobenwerte, falls
,
- rechtssteilen Verteilung der Stichprobenwerte, falls
.
- Geometrisches und harmonisches Mittel
- Neben dem eigentlichen (arithmetischen) Stichprobenmittel und dem
Median werden in der Literatur noch weitere Ansätze zur Mittelung
der Stichprobenwerte
betrachtet:
- Das geometrische Mittel der Stichprobenwerte
ist gegeben durch
- und das harmonische Mittel von
ist gegeben
durch
- Beispiele
- i)
- Das geometrische Mittel
wird im
Zusammenhang mit Wachstumsfaktoren von Beständen betrachtet
(beispielsweise in der Finanz- und Versicherungswirtschaft, aber
auch bei biologischen Wachstumsmodellen):
- ii)
- Das harmonische Mittel
wird
beispielsweise bei der Berechnung von mittleren
Geschwindigkeiten verwendet.
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Hendrik Schmidt
2003-07-21