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Momenten-Methode

Modellannahmen
 
Lösungsansatz
 
  1. Für jedes $ k\in\{1,\ldots,r\}$ bestimmen wir das $ k$-te empirische Moment $ \widehat m_k=\widehat m_k(x_1,\ldots,x_n)$ der konkreten Stichprobe $ (x_1,\ldots,x_n)$, wobei

    $\displaystyle \,\widehat m_k(x_1,\ldots,x_n)=\frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n x_i^k\,.
$

  2. Danach bilden wir das Gleichungssystem

    $\displaystyle \,\widehat m_k(x_1,\ldots,x_n)=g_k(\theta)\,,\qquad
 k\in\{1,\ldots,r\}$ (4)

    mit dem unbekannten Vektor $ \theta=(\theta_1,\ldots,\theta_m)$.
  3. Es wird vorausgesetzt, dass dieses Gleichungssystem für jedes $ (x_1,\ldots,x_n)\in \mathbb{R}^n$ eine eindeutig bestimmte Lösung % latex2html id marker 26387
$ \,\widehat\theta(x_1,\ldots,x_n)\in\Theta$ besitzt, die von der konkreten Stichprobe $ (x_1,\ldots,x_n)$ abhängt, und dass
  4. die Abbildung % latex2html id marker 26391
$ \,\widehat\theta:\mathbb{R}^n\to\Theta$ mit

    $\displaystyle (x_1,\ldots,x_n)\to\,\widehat\theta(x_1,\ldots,x_n)\,,$ (5)

    die den Stichprobenraum $ \mathbb{R}^n$ in den Parameterraum % latex2html id marker 26397
$ \Theta\subset\mathbb{R}^m$ abbildet, Borel-messbar ist, d.h., $ \,\widehat\theta$ ist eine Stichprobenfunktion.


Definition
$ \;$ Der durch (5) gegebene Zufallsvektor $ \,\widehat\theta(X_1,\ldots,X_n)$ heißt M-Schätzer des Parametervektors $ \theta$, wobei in (5) die Zufallsstichprobe $ (X_1,\ldots,X_n)$ anstelle der konkreten Stichprobe $ (x_1,\ldots,x_n)$ eingesetzt wird.


Beachte
 


Beispiele
 
  1. $ \;$ Normalverteilte Stichprobenvariablen 
    • Es gelte % latex2html id marker 26435
$ \{P_\theta,\,\theta\in\Theta\}=\{$N $ (\mu,\sigma^2),\,\mu\in\mathbb{R},\,
\sigma^2> 0\}$.
    • Dabei nehmen wir an, dass beide Komponenten $ \mu$ und $ \sigma^2$ des Vektors $ (\mu,\sigma^2)$ unbekannt sind.
    • Dann ist $ m=2$ mit % latex2html id marker 26447
$ \Theta=\mathbb{R}\times(0,\infty)$ und $ \theta=(\theta_1,\theta_2)=(\mu,\sigma^2)$.
    • Außerdem gilt $ g_1(\mu,\sigma^2)=\mu$ und $ g_2(\mu,\sigma^2)=\sigma^2+\mu^2$.
    • Das Gleichungssystem (4) hat also die Form

      $\displaystyle \frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n x_i = \mu\,,\qquad
\frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n x_i^2 = \sigma^2+\mu^2\,.
$

    • Hieraus ergibt sich die Lösung $ \,\widehat\theta=(\,\widehat\mu,\,\widehat\sigma^2)$ mit

      $\displaystyle \,\widehat\mu=\frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n x_i
$

      und
      $\displaystyle \,\widehat\sigma^2$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \Bigl(\frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n
x_i^2\Bigr)
- \Bigl(\frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n x_i\Bigr)^2$  
        $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{1}{n}\Bigl(\Bigl(\sum\limits _{i=1}^n x_i^2\Bigr) -
n\Bigl(...
...r)^2\Bigr)
= \frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n \bigl(x_i-\overline
x_n\bigr)^2\,,$  

      wobei sich die letzte Gleichheit aus der Darstellungsformel (1.15) der Stichprobenvarianz ergibt, die in Abschnitt 1.2.2 hergeleitet wurde.
    • Bei normalverteilten Stichprobenvariablen $ X_1,\ldots,X_n$ ergeben sich somit die M-Schätzer

      $\displaystyle \,\widehat\mu(X_1,\ldots,X_n) = \frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n
 X_i$ (8)

      und

      $\displaystyle \,\widehat\sigma^2(X_1,\ldots,X_n) =
 \frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n \bigl(X_i-\overline X_n\bigr)^2$ (9)

      für die unbekannten Modellparameter $ \mu$ bzw. $ \sigma^2$.
  2. $ \;$ Binomialverteilte Stichprobenvariablen 
    • Es gelte nun % latex2html id marker 26484
$ \{P_\theta,\,\theta\in\Theta\}=\{$Bin $ (k,p),\,k\in\mathbb{N},\,
p\in[0,1]\}$.
    • Dabei nehmen wir erneut an, dass beide Komponenten $ k$ und $ p$ des Parametervektors $ (k,p)$ unbekannt sind.
    • Dann ist $ m=2$ und % latex2html id marker 26496
$ \Theta=\mathbb{N}\times[0,1]$ mit $ \theta=(\theta_1,\theta_2)=(k,p)$.
    • Außerdem ist

      $\displaystyle g_1(k,p)=kp$   und$\displaystyle \qquad g_2(k,p)=kp(1-p)+k^2p^2\,.
$

    • Das Gleichungssystem (4) hat also die Form

      $\displaystyle \frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n x_i = kp\,,\qquad
\frac{1}{n}\sum\limits _{i=1}^n x_i^2 = kp(1-p)+k^2p^2\,.
$

    • Durch Einsetzen der ersten Gleichung in die zweite Gleichung ergibt sich, dass

      $\displaystyle \frac{1}{n}\sum\limits_{i=1}^n x_i^2=\overline x_n(1-p)+\overline
x_n^2\,.
$

    • Falls nicht sämtliche Stichprobenwerte $ x_1,\ldots,x_n$ gleich Null sind, dann ergibt sich hieraus die Lösung $ \,\widehat\theta=(\,\widehat k,\,\widehat p )$ mit

      $\displaystyle \widehat k= \frac{\overline x_n}{\,\widehat p}
$

      und

      $\displaystyle \widehat p=\frac{\overline x_n-
\displaystyle\frac{1}{n}\Bigl(\s...
...{1}{n}\sum\limits_{i=1}^n \bigl(x_i-\overline
x_n\bigr)^2}{\overline x_n}\;,
$

      wobei sich die letzte Gleichheit erneut aus der Darstellungsformel (1.15) der Stichprobenvarianz ergibt.
    • Bei binomialverteilten Stichprobenvariablen $ X_1,\ldots,X_n$ ergeben sich also die M-Schätzer

      $\displaystyle \,\widehat k(X_1,\ldots,X_n) =\frac{\overline X_n^2}{\overline
 X_n- \displaystyle\frac{1}{n}\sum\limits_{i=1}^n(X_i-\overline
 X_n)^2}$ (10)

      und

      $\displaystyle \,\widehat p(X_1,\ldots,X_n) =\frac{\overline X_n}{\,\widehat k(X_1,\ldots,X_n)}$ (11)

      für die unbekannten Modellparameter $ k$ bzw. $ p$, falls $ (X_1,\ldots,X_n)\not=(0,\ldots,0)$.


  3. $ \;$ Gammaverteilte Stichprobenvariablen 
    • Es gelte % latex2html id marker 26529
$ \{P_\theta,\,\theta\in\Theta\}=\{\Gamma(b,p),\,b>0,\,
p>0\}$.
    • Dann ist $ m=2$ und % latex2html id marker 26533
$ \Theta=(0,\infty)^2$ mit $ \theta=(\theta_1,\theta_2)=(b,p)$.
    • Aus Theorem 1.5 folgt, dass

      $\displaystyle \mu_1=\frac{p}{b}\;,\qquad\mu_2=\frac{p(p+1)}{b^2}\;.
$

    • Hieraus ergibt sich das Geichungssystem

      $\displaystyle \,\widehat m_1=\frac{p}{b}\;,\qquad\,\widehat
m_2=\frac{p(p+1)}{b^2}
$

      mit der Lösung

      $\displaystyle \,\widehat b=\frac{\,\widehat m_1}{\,\widehat m_2-\bigl(\,\wideha...
...bigl(\,\widehat
m_1\bigr)^2}{\,\widehat m_2-\bigl(\,\widehat m_1\bigr)^2}\;.
$

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Ursa Pantle 2004-07-14