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Bedingte Erwartung und bedingte Wahrscheinlichkeit
Um den in Abschnitt 2.2.1 betrachteten Begriff des
(homogenen) Poissonschen Zählprozesses
noch in
eine andere Richtung verallgemeinern zu können, benötigen wir als
Hilfsmittel die Begriffe der bedingten Erwartung bzw. der
bedingten Wahrscheinlichkeit bezüglich einer beliebigen
Teil--Algebra
der
Ereignis--Algebra
des zugrundeliegenden
Wahrscheinlichkeitsraumes
.
- Beachte
-
- Falls , dann ist die in (34) gegebene
Zahl
der bedingte Erwartungswert von unter der
Bedingung , d.h., der Erwartungswert bezüglich der bedingten Verteilung
,
wobei
- Von besonderer Wichtigkeit ist der Fall, dass die
-Algebra
durch die Urbilder einer (diskreten)
Zufallsvariablen erzeugt wird, die nur endlich viele
verschiedene Werte mit positiver Wahrscheinlichkeit annimmt:
- Sei
eine Zufallsvariable, die nur
die Werte
mit positiver Wahrscheinlichkeit annimmt,
beispielsweise eine binomialverteilte Zufallsvariable, und
- sei
die -Algebra
,
d.h., die kleinste (endliche) Teil--Algebra von
,
die die Urbilder
enthält,
- dann wird die bedingte Erwartung
auch mit dem
Symbol
bezeichnet (und bedingte Erwartung von
bezüglich genannt).
- Sei
, so dass
. Dann ist der
Funktionswert
der Zufallsvariablen
gegeben durch den bedingten Erwartungswert
wobei
eine
Kurzschreibweise ist für
.
- Die bisher erläuterte Vorgehensweise bei der Definition der
bedingten Erwartung
bezüglich einer (Teil-)
-Algebra
kann auch dann beibehalten
werden,
- wenn
aus abzählbar unendlich vielen Teilmengen von
besteht,
- d.h., wenn
beispielsweise durch die Urbilder einer
Poisson-verteilten Zufallsvariablen erzeugt wird,
- wobei dann lediglich die endliche Summe in (33)
durch eine unendliche Summe ersetzt werden muss.
- Die folgenden Eigenschaften der bedingten Erwartung
ergeben sich unmittelbar aus der Definitionsgleichungen
(33) und (34):
Die folgende (allgemeine) Definition der bedingten Erwartung
beruht auf dem Satz von Radon-Nikodym der Maß- und
Integrationstheorie. Sie enthält die oben betrachteten
Definitionsgleichungen (33) und (34)
als Spezialfall.
- Defintion
-
Jede
-messbare Abbildung
,
für die (37) gilt, heißt eine Version der bedingten Erwartung von bezüglich
und wird mit
bezeichnet.
Aus der Definitionsgleichung (37) und aus den
allgemeinen Rechenregeln für das Lebesgue-Integral ergeben sich
die folgenden Eigenschaften der bedingten Erwartung, die wir hier
lediglich (ohne Beweis) erwähnen.
Theorem 2.11
Seien
beliebige Zufallsvariablen über
mit
und sei
eine beliebige Teil-
-Algebra
von
. Dann gilt
- 1.
-
,
- 2.
-
für
beliebige
,
- 3.
-
, falls ,
- 4.
-
, falls eine
-messbare Zufallsvariable ist,
- 5.
-
,
falls
und
Teil--Algebren von
sind mit
,
- 6.
-
, falls die -Algebren
und
unabhängig sind, d.h., falls
für beliebige
und
.
- 7.
-
,
falls
eine konvexe Funktion ist, so dass
.
- Beachte
- Außerdem sind die folgenden Eigenschaften bzw. Schreib- und
Sprechweisen von Interesse.
- Unmittelbar aus der Definitionsgleichung (37)
ergibt sich, dass
-
, wenn gesetzt
wird,
-
für beliebige
und
,
-
für jede
-messbare
Zufallsvariable .
- Seien
beliebige Zufallsvariablen über
mit
,
- und sei
die Teil--Algebra von
, die durch die Urbilder von erzeugt wird.
- Dann heißt
die bedingte Erwartung von
bezüglich , wobei auch die Schreibweise
benutzt
wird.
- Wenn es eine Borel-messbare Funktion
gibt, so dass
sich die bedingte Erwartung
in der Form
darstellen lässt, dann spricht man von regulärer
bedingter Erwartung.
- Beispiele
-
- Absolutstetige Zufallsvektoren
- Funktionale unabhängiger Zufallsvariablen
- Funktionale unabhängiger stochastischer Prozesse
Schließlich erwähnen wir noch kurz den Begriff bedingter
Wahrscheinlichkeiten bezüglich -Algebren.
- Definition
-
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Ursa Pantle
2005-07-13