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Stationäre Anfangsverteilungen

Theorem 2.10    

Einen Beweis von Theorem 2.10 kann man beispielsweise in Kapitel 7 des Buches E. Behrends (2000) Introduction to Markov Chains, Vieweg, Braunschweig finden.


Beachte
 


Definition
 


Theorem 2.11    

Beweis
 


Beachte
 

Beispiele
 
  1. Warteschlangen


    vgl. T. Rolski, H. Schmidli, V. Schmidt, J. Teugels (2002) Stochastic Processes for Insurance and Finance. J. Wiley & Sons, Chichester, S. 147 ff.


    • Wir betrachten das bereits in Abschnitt 2.1.2 diskutierte Beispiel
      • der rekursiv definierten Markov-Kette $ X_0,X_1,\ldots\Omega\to\{0,1,\ldots\}$ mit $ X_0=0$ und

        $\displaystyle X_n= \max\{0,X_{n-1}+Z_n-1\}\,,\qquad\forall\,n\ge 1\,,$ (63)

      • wobei die Zufallsvariablen $ Z,Z_1,Z_2,\ldots:\Omega\to\{0,1,\ldots\}$ unabhängig und identisch verteilt sind und die Übergangsmatrix $ {\mathbf{P}}=(p_{ij})$ gegeben ist durch

        $\displaystyle p_{ij}=\left\{\begin{array}{ll} P(Z=j+1-i)\,, &\mbox{falls
$j+1\g...
...0)+P(Z=1)\,, &\mbox{falls $j=i=0$,}\\
0\,, &\mbox{sonst.}
\end{array}\right.
$ (64)

    • Man kann zeigen, dass
      • die in (63) rekursiv definierte Markov-Kette $ \{X_n\}$ bzw. die zugehörige (in (64) gegebene) Übergangsmatrix irreduzibel und aperiodisch ist, falls

        $\displaystyle P(Z=0)>0\,,\quad P(Z=1)>0$   und$\displaystyle \quad P(Z=2)>0\,,$ (65)

      • die Lösung der Rekursionsgleichung (63) sich für jedes $ n\ge 1$ darstellen lässt in der Form

        $\displaystyle X_n=\max\Bigl\{0,\max\limits_{k\in\{1,\ldots,n\}}\sum\limits_{r=k...
...ax\Bigl\{0,\max\limits_{k\in\{1,\ldots,n\}}\sum\limits_{r=1}^k(Z_r-1)\Bigr\}\,,$ (66)

      • die (Grenz-) Wahrscheinlichkeiten $ \pi_i$ für jedes $ i\in\{0,1,\ldots\}$ existieren, wobei
        $\displaystyle \pi_i$ $\displaystyle =$ $\displaystyle \lim\limits_{n\to\infty}
P\Bigl(\max\Bigl\{0,\max\limits_{k\in\{1,\ldots,n\}}
\sum\limits_{r=1}^k(Z_r-1)=i\Bigr\}\Bigr)$  
          $\displaystyle =$ $\displaystyle \left\{\begin{array}{ll}
P\Bigl(\sup\limits_{k\in\{1,2,\ldots\}}
...
...}}
\sum\limits_{r=1}^k(Z_r-1)\le 0\Bigr) & \mbox{für $i=0$.}
\end{array}\right.$  

        Dabei gilt

        % latex2html id marker 28724
$\displaystyle \begin{array}{lll} \pi_i=0 &\mbox{fü...
...,} &\mbox{falls (\ref{bed.irre.ape}) gilt und ${\mathbb{E}\,}Z<1$.}
\end{array}$

    • Für Markov-Ketten mit (abzählbar) unendlichem Zustandsraum
      • folgt also die Ergodizität im allgemeinen nicht aus der Irreduzibilität und Aperiodizität,
      • sondern es muss noch zusätzlich eine gewisse Kontraktionsbedingung erfüllt sein,
      • wobei dies im Fall des hier betrachteten Beispiels die Bedingung ist, dass die Markov-Kette $ \{X_n\}$ eine negative Drift besitzt, d.h., dass $ {\mathbb{E}\,}(Z-1)<0$ gilt.
    • Falls die Bedingungen (65) erfüllt sind und $ {\mathbb{E}\,}
Z<1$ gilt,
      • dann besitzt die Matrixgleichung $ {\boldsymbol{\alpha}}^\top={\boldsymbol{\alpha}}^\top{\mathbf{P}}$ zwar eine (eindeutig bestimmte) Wahrscheinlichkeitslösung $ {\boldsymbol{\alpha}}^\top=(\alpha_0,\alpha_1,\ldots)$,
      • die mit $ {\boldsymbol{\pi}}^\top=(\pi_0,\pi_1,\ldots)$ $ (=\lim_{n\to\infty}{\boldsymbol{\alpha}}_n^\top)$ übereinstimmt, sich jedoch im allgemeinen nicht explizit bestimmen lässt.
      • Man kann aber eine einfache Formel für die erzeugende Funktion $ g_{\boldsymbol{\pi}}:(-1,1)\to[0,1]$ von $ {\boldsymbol{\pi}}=(\pi_0,\pi_1,\ldots)^\top$ angeben, wobei

        $\displaystyle g_{\boldsymbol{\pi}}(s)=\sum\limits_{i=0}^\infty s^i\pi_i \qquad\Biggl(={\mathbb{E}\,}
s^{X_\infty}\Biggr)
$

        und

        $\displaystyle X_\infty=\max\Bigl\{0,\sup\limits_{k\in\{1,2,\ldots\}}\sum\limits_{r=1}^k(Z_r-1)\Bigr\}.$ (67)

      • Und zwar gilt

        $\displaystyle g_{\boldsymbol{\pi}}(s)=\frac{(1-\rho)(1-s)}{g_Z(s)-s}\;,\qquad\forall \, s\in(-1,1)\,,$ (68)

        wobei $ \rho={\mathbb{E}\,}Z$ und $ g_Z(s)={\mathbb{E}\,}s^Z$ die erzeugende Funktion von $ Z$ ist.


    • Beweis von (68)
      • Aus (67) ergibt sich, dass $ X_\infty\stackrel{{\rm d}}{=}\max\{0,X_\infty+(Z-1)\}$.
      • Mit der Schreibweise $ x_+=\max\{0,x\}$ gilt somit
        $\displaystyle g_{\boldsymbol{\pi}}(s)$ $\displaystyle =$ $\displaystyle {\mathbb{E}\,}s^{X_\infty}={\mathbb{E}\,}s^{(X_\infty+Z-1)_+}$  
          $\displaystyle =$ $\displaystyle {\mathbb{E}\,}\Bigl(s^{ (X_\infty+Z-1)_+}\; {1\hspace{-1mm}{\rm I...
...}\,}\Bigl(s^{ (X_\infty+Z-1)_+}\;{1\hspace{-1mm}{\rm I}}(X_\infty+Z-1=-1)\Bigr)$  
          $\displaystyle =$ $\displaystyle \frac{1}{s}\sum_{k=1}^\infty s^kP(X_\infty+Z=k)+P(X_\infty+Z=0)$  
          $\displaystyle =$ $\displaystyle s^{-1}g_{\boldsymbol{\pi}}(s)g_Z(s) +(1-s^{-1}) P(X_\infty+Z=0)\,,$  

        d.h.,

        $\displaystyle g_{\boldsymbol{\pi}}(s)=\frac{(s-1)P(X_\infty+Z=0)}{s-g_Z(s)}\,.$ (69)

      • Weil

        $\displaystyle \lim_{s \uparrow1}g_{\boldsymbol{\pi}}(s)=1$   und$\displaystyle \qquad
\lim_{s\uparrow 1} \frac{d}{ds} g_Z(s)={\mathbb{E}\,}Z\,
$

        ergibt sich aus der Regel von L'Hospital, dass

        $\displaystyle 1=\frac{P(X_\infty+Z=0)}{1-\rho}\;.
$

      • Somit ergibt sich (68) aus (69).


  2. Geburts- und Todesprozesse mit einer reflektierenden Schranke


    • Wir modifizieren das in Abschnitt 2.2.3 diskutierte Beispiel des Geburts- und Todesprozesses dahingehend, dass wir nun den (unendlichen) Zustandsraum $ E=\{0,1,\ldots\}$ und die Übergangsmatrix

      $\displaystyle {\mathbf{P}}=\left(\begin{array}{cccccccc} 0 & 1 & & & & & & \\  ...
...& q_i & r_i & p_i & \\  & & & &\ddots & \ddots & \ddots& \\  \end{array}\right)$ (70)

      betrachten, wobei $ p_i>0$, $ q_i>0$ und $ p_i+q_i+r_i=1$ für jedes $ i\in\{1,2,\ldots\}$ vorausgesetzt wird.
    • Das lineare Gleichungssystem $ {\boldsymbol{\alpha}}^\top={\boldsymbol{\alpha}}^\top{\mathbf{P}}$ hat dann die Form

      $\displaystyle \alpha_i=\left\{\begin{array}{ll} p_{i-1}\alpha_{i-1}+r_i\alpha_i...
... &\mbox{falls $i>0$,}\\  q_1\alpha_1\,, &\mbox{falls $i=0$.} \end{array}\right.$ (71)

    • Ähnlich wie bei Geburts- und Todesprozessen mit zwei reflektierenden Schranken kann man zeigen, dass
      • das Gleichungssystem (71) eine (eindeutig bestimmte) Wahrscheinlichkeitslösung $ {\boldsymbol{\alpha}}^\top$ besitzt, falls

        $\displaystyle \sum\limits_{j=1}^\infty\frac{p_1p_2\cdot\ldots\cdot p_j}{q_1q_2\cdot\ldots\cdot q_{j+1}}<\infty\,,$ (72)

      • die Lösung $ {\boldsymbol{\alpha}}^\top=(\alpha_0,\alpha_1,\ldots)$ von (71) in diesem Fall gegeben ist durch

        $\displaystyle \alpha_i=\alpha_0\;\frac{p_1p_2\cdot\ldots\cdot
p_{i-1}}{q_1q_2\cdot\ldots\cdot q_i}\;,\qquad\forall\,i>0\,,
$

      • wobei $ \alpha_0>0$ durch die Normierungsbedingung $ \sum_{i=0}^\infty \alpha_i=1$ gegeben ist, d.h.

        $\displaystyle \alpha_0\Biggl(1+\frac{1}{q_1}+\sum\limits_{j=1}^\infty\frac{p_1p_2\cdot\ldots\cdot
p_j}{q_1q_2\cdot\ldots\cdot q_{j+1}}\Biggr)=1
$

        bzw.

        $\displaystyle \alpha_0=\Biggl(1+\frac{1}{q_1}+
\sum\limits_{j=1}^\infty\frac{p_1p_2\cdot\ldots\cdot
p_j}{q_1q_2\cdot\ldots\cdot q_{j+1}}\Biggr)^{-1}\,.
$

    • Weil wir voraussetzen, dass $ p_i>0$ und $ q_i>0$ für jedes $ i\in\{1,2,\ldots\}$ gilt, sind Geburts- und Todesprozesse mit einer reflektierenden Schranke offenbar irreduzibel.
    • Wenn zusätzlich $ r_i>0$ für ein $ i\in\{1,2\ldots,\}$ gilt, dann sind Geburts- und Todesprozesse mit einer reflektierenden Schranke auch aperiodisch (sowie ergodisch, falls die Kontraktionsbedingung (72) erfüllt ist).


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Ursa Pantle 2003-09-29