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Ungleichung von Cramér-Rao
- In diesem Abschnitt setzen wir voraus, dass der Parameter
eine relle Zahl ist, d.h.,
- es gelte
bzw.
.
- Aus Theorem 2.1 ergibt sich, dass in der Klasse der
erwartungstreuen Schätzer die Minimierung des MQ-Fehlers
gleichbedeutend mit der Minimierung der Varianz des Schätzers ist.
- Wir werden deshalb die folgende Sprechweise verwenden.
- Definition
-
- Seien
zwei
Stichprobenfunktionen, so dass für jedes
und
- Falls
dann sagen wir, dass der Schätzer
besser als der Schätzer
für
ist.
- Beispiel
Poisson-verteilte Stichprobenvariablen
Zunächst leiten wir eine allgemeine untere Schranke für die
Varianz von Schätzern mit gewissen Regularitätseigenschaften her,
die in der Literatur Ungleichung von Cramér-Rao genannt
wird.
Das parametrische Modell
genüge den
folgenden Regularitätsbedingungen:
- Die Familie
bestehe entweder nur
aus diskreten Verteilungen oder nur aus absolutstetigen
Verteilungen, wobei
ein offenes Intervall sei.
- Die Menge
hänge nicht von
ab, wobei die Likelihood-Funktion
gegeben ist durch
und
bzw.
die
Wahrscheinlichkeitsfunktion bzw. Dichte von
ist.
- Die Ableitung
existiere für beliebige
und
.
- Vertauschbarkeit von Ableitung und Summe/Integral: Für jedes
gelte
im
diskreten Fall |
(28) |
bzw.
im
absolutstetigen Fall. |
(29) |
Theorem 2.2
Sei

eine Familie von
Verteilungen, die den Regularitätsbedingungen

-

genügt, und
sei

eine Stichprobenfunktion, so
dass für jedes
-
,
- die Ableitung
existiert und
 |
(30) |
wobei
die Likelihood-Funktion ist mit
Dann gilt für jedes
 |
(31) |
- Beweis
-
- Wir betrachten zunächst den diskreten Fall.
- Für jedes
sei die Abbildung
gegeben durch
- Dann gilt für jedes
wobei sich die letzten beiden Gleichheiten aus der Unabhängigkeit
bzw. identischen Verteiltheit der Stichprobenvariablen
ergeben.
- Außerdem gilt
- Somit gilt
- Aus der Ungleichung von Cauchy-Schwarz (vgl. Theorem WR-4.11)
ergibt sich nun, dass
- Wegen
ergibt sich
andererseits, dass
- Damit ist (31) für den diskreten Fall bewiesen. Im
absolutstetigen Fall verläuft der Beweis analog.
Korollar 2.1
Sei

eine Familie von Verteilungen
und

eine Stichprobenfunktion, die
den Bedingungen von Theorem

genügen. Falls

ein erwartungstreuer Schätzer für

ist, dann gilt
für jedes
 |
(32) |
- Beweis
-
- Weil
erwartungstreu ist, gilt
bzw.
- Die Behauptung ergibt sich nun unmittelbar aus der
Cramér-Rao-Ungleichung (31).
Wir diskutieren nun zwei Beispiele von parametrischen
Verteilungsfamilien, für die die Bedingungen von
Theorem 2.2 bzw. Korollar 2.1 erfüllt
sind. Außerdem zeigen wir, dass für diese beiden
Verteilungsfamilien das Stichprobenmittel
ein
Schätzer ist, der ,,optimal'' im Sinne der Ungleichungen
(31) bzw. (32) ist.
- Beispiele
-
- Normalverteilte Stichprobenvariablen
- Falls
N
, wobei die Varianz
bekannt sei, dann gilt
und für jedes
 |
(33) |
bzw.
 |
(34) |
- Somit gilt
 |
(35) |
- Die Regularitätsbedingungen 1-4, die unmittelbar vor
Theorem 2.2 formuliert wurden, sind also erfüllt.
Wir zeigen nun, dass der Schätzer
für
die
Bedingungen von Theorem 2.2 erfüllt.
- Weil
normalverteilt und ein erwartungstreuer
Schätzer für
ist, gilt offenbar
, und die Ableitung
ist wohldefiniert.
- Die Gültigkeit von (30) mittels vollständiger
Induktion,
- denn aus (33) und (34) folgt, dass
für
 |
(36) |
- Für ein
gelte nun
 |
(37) |
- Weil
und weil
ergibt sich nun aus (36) und (37),
dass
- Außerdem gilt
und somit
- Poisson-verteilte Stichprobenvariablen
- Falls
Poi
, dann gilt
und
für jedes
bzw.
 |
(38) |
- Somit gilt
 |
(39) |
- Die Regularitätsbedingungen 1-4 von Theorem 2.2
sind also erfüllt.
- Außerdem genügt der Schätzer
für
den
Bedingungen von Theorem 2.2, denn für jedes
gilt
und somit
.
- Hieraus und aus (38) ergibt sich die Gültigkeit der
Bedingung (30) erneut mittels vollständiger
Induktion:
- Für
gilt
 |
(40) |
- Wir nehmen nun an, dass
 |
(41) |
- Dann gilt
- Außerdem gilt für jedes
- Hieraus folgt, dass
- Weil
gilt, ist damit
gezeigt, dass in der Klasse derjenigen Schätzer, die die
Bedingungen von Theorem 2.2 erfüllen, das
Stichprobenmittel
bester erwartungstreuer Schätzer
für
ist.
- Beachte
Es gibt jedoch Familien
von
Verteilungen,
- die den Regularitätsbedingungen 1-4 nicht genügen, und
- für die man Beispiele von erwartungstreuen Schätzern konstruieren
kann, deren Varianz kleiner als die untere Schranke in
(32) ist.
- Beispiel
Gleichverteilte Stichprobenvariablen
- Sei
eine gleichverteilte Zufallsstichprobe mit
U
.
- Dann ist
(also eine Menge, die entgegen der zweiten
Regularitätsbedingung von der spezifischen Ausprägung des
Parameters
abhängt), und es gilt
- Hieraus folgt, dass auch die Regularitätsbedingung
(29) nicht erfüllt ist, denn
- Außerdem gilt für jedes
- Hieraus folgt, dass
- Wir konstruieren nun einen erwartungstreuen Schätzer für
,
dessen Varianz kleiner als
ist.
- Sei
Dann gilt (vgl. Übungsaufgabe 3.3 bzw. 6.4)
und
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Ursa Pantle
2004-07-14