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Lévy-Chintschin-Darstellung
In diesem Abschnitt zeigen wir, dass für jeden Lévy-Prozess
und für jedes die charakteristische Funktion
der unbegrenzt teilbaren Zufallsvariablen durch die
Lévy-Chintschin-Formel (5) dargestellt werden
kann.
Dabei zeigen wir zunächst, dass die charakteristische Funktion von
auf einfache Weise durch die charakteristische Funktion
von ausgedrückt werden kann. Hierfür benötigen wir den
folgenden Hilfssatz.
Lemma 3.3
Sei
ein stochastisch stetiger Prozess, d.h. für
beliebige
und
gelte
Dann ist für jedes
durch
eine
stetige Abbildung von
nach
gegeben.
- Beweis
-
Theorem 3.3
Sei
ein
Lévy-Prozess. Dann ist für jedes
die charakteristische
Funktion
von
gegeben durch
|
(9) |
wobei
eine stetige Funktion ist. Insbesondere
gilt somit
für beliebige
,
.
- Beweis
-
- Weil unabhängige und stationäre Zuwächse hat, gilt für
beliebige
und
- Für jedes
gilt also für die Funktion
mit
, dass
|
(10) |
- Weil , gilt außerdem für jedes
|
(11) |
und in Lemma 3.3 hatten wir gezeigt, dass die
Funktion
für jedes
stetig ist.
- Man kann sich leicht überlegen, dass es für jede Familie von
stetigen Funktionen
, die den Bedingungen
(10) und (11) genügen, eine Funktion
gibt, so dass
|
(12) |
- Es genügt nun, zu setzen, um zu erkennen, dass
für jedes
gilt und
dass somit
eine stetige Funktion ist.
Wir zeigen nun, dass für jeden Lévy-Prozess die
charakteristische Funktion von durch die
Lévy-Chintschin-Formel (5) dargestellt werden
kann. Hierfür benötigen wir den folgenden Hilfssatz zur
Charakterisierung der relativen Kompaktheit von Familien
(gleichmäßig beschränkter) endlicher Maße.
Lemma 3.4
Sei
eine
Folge von endlichen Maßen, die über der Borel-
-Algebra
definiert sind. Falls
für
ein
und falls es für jedes
eine
kompakte Menge
gibt, so dass
|
(13) |
dann gibt es eine Teilfolge
und ein
endliches Maß
über
, so dass für jede stetige
und beschränkte Funktion
|
(14) |
Der Beweis von Lemma 3.4 geht über den Rahmen
dieser Vorlesung hinaus und wird deshalb weggelassen; er kann
beispielsweise im Buch von A.V. Skorokhod (2005), S. 122-123
nachgelesen werden.
Theorem 3.4
Sei
ein
Lévy-Prozess. Dann gibt es Konstanten
,
und
ein Lévy-Maß
, so dass
|
(15) |
- Beweis
-
- Aus Theorem 3.3 ergibt sich, dass für jede Nullfolge
positiver Zahlen
|
(16) |
- Weil
eine stetige Funktion ist, ergibt sich durch
Taylor-Reihenentwicklung der Funktion
nach
, dass für jedes
die Konvergenz in
(16) gleichmäßig in
erfolgt.
- Wir setzen nun und bezeichnen die Verteilung von
mit . Mit dieser Schreibweise gilt
|
(17) |
gleichmäßig in
.
- Wenn auf beiden Seiten dieser Gleichung über
integriert wird,
- dann ergibt sich aus dem Satz von Lebesgue über die majorisierte
Konvergenz (und nach Vertauschung der Integrationsreihenfolge auf
der linken Seite), dass für jedes
|
(18) |
- Weil
eine stetige Funktion ist mit ,
gibt es für jedes
ein , so dass
- Weil außerdem
für
,
ergibt sich somit aus (18),
- dass es für jedes
ein gibt, so dass
- bzw. dass es für jedes
ein und ein
gibt, so dass
|
(19) |
- Wir verkleinern nun weiter (falls erforderlich), so dass
die Ungleichung in (19) auch für jedes
gilt.
- Insgesamt haben wir somit gezeigt, dass es für jedes
ein gibt, so dass
|
(20) |
- Weil es ein gibt, so dass
ergibt sich aus (18), dass es eine Konstante
gibt, so dass
|
(21) |
- Für jedes sei das (endliche) Maß
gegeben durch
- Weil für jedes
die Funktion
mit
stetig und beschränkt ist, ergibt sich aus (17) und
(22), dass
wobei sich die Existenz und Endlichkeit des letzten Grenzwertes
aus der Tatsache ergibt, das alle übrigen Grenzwerte in dieser
Gleichungskette existieren und endlich sind.
- Hieraus folgt, dass
|
(23) |
wobei
und das Lévy-Maß
gegeben ist durch
- Außerdem gilt
weil es eine Konstante
gibt, so dass
- Aus (23) ergibt sich somit, dass
wobei
.
Korollar 3.1
Sei
ein
Lévy-Prozess. Dann sind sämtliche endlich-dimensionalen
Verteilungen von
eindeutig durch die
Lévy-Charakteristik
von
bestimmt.
- Beweis
-
- Aus den Theoremen 3.3 und 3.4 ergibt
sich zusammen mit dem Eindeutigkeitssatz für charakteristische
Funktionen (vgl. Korollar WR-5.5), dass die Verteilung von
für jedes eindeutig durch die Lévy-Charakteristik
von bestimmt ist.
- Weil unabhängige und stationäre Zuwächse hat, sind damit
auch sämtliche endlich-dimensionalen Verteilungen von
eindeutig durch die Lévy-Charakteristik von bestimmt.
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Ursa Pantle
2005-07-13