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Starkes Gesetz der großen Zahlen
- Wir diskutieren nun Bedingungen dafür, dass das in
(15) betrachtete arithmetische Mittel , nach
einer geeignet gewählten Zentrierung, fast sicher gegen Null
konvergiert, falls
.
- In der Literatur nennt man Aussagen dieses Typs starkes
Gesetz der großen Zahlen.
- Eines der ersten Resultate in dieser Richtung ist das folgende
starke Gesetz der großen Zahlen, das auf Cantelli zurückgeht.
Theorem 5.14
Sei
eine Folge von unabhängigen Zufallsvariablen mit
für alle
.
Falls es eine Konstante
gibt, so dass
|
(17) |
für jedes
, dann gilt für
|
(18) |
- Beweis
-
- Ohne Einschränkung der Allgemeinheit können wir annehmen, dass
für alle
.
- Wegen Korollar 5.2 genügt es dann zu zeigen, dass
für jedes
|
(19) |
- Aus der Markow-Ungleichung (4.73) für ergibt
sich, dass
|
(20) |
hinreichend für die Gültigkeit von (19) ist.
- Wir zeigen nun, dass unter den getroffenen Voraussetzungen die
Bedingung (20) erfüllt ist.
- Es gilt
- Weil
unabhängige Zufallsvariablen sind und weil
für alle
vorausgesetzt wird, ergibt sich
hieraus, dass
- Folglich gilt
- D.h., die Bedingung (20) ist erfüllt.
- Beachte
-
- Falls
nicht nur unabhängige, sondern auch
identisch verteilte Zufallsvariablen sind, dann lassen sich die in
Theorem 5.14 formulierten
Integrierbarkeitsbedingungen deutlich abschwächen.
- Der ,,Preis'' hierfür ist allerdings, dass nun ein wesentlich
umfangreicherer Beweis erforderlich ist, im Vergleich zum Beweis
von Theorem 5.14.
- Dies führt zu der folgenden Version des starken Gesetzes der
großen Zahlen.
Theorem 5.15
Sei
eine Folge von unabhängigen und identisch verteilten Zufallsvariablen
mit
für alle
;
.
Dann gilt
für
.
- Im Beweis von Theorem 5.15 benötigen wir
mehrere Hilfssätze, die auch von eigenständigem Interesse sind.
- Zunächst leiten wir eine einfache untere bzw. obere Schranke für
den Erwartungswert von nichtnegativen Zufallsvariablen her.
Lemma 5.1
Sei
eine nichtnegative Zufallsvariable mit
, d.h.
. Dann gilt
|
(21) |
- Beweis
- Es gilt
Ein weiteres nützliches Hilfsmittel ist die folgende Ungleichung von Kolmogorow.
Lemma 5.2
(Kolmogorow)
Seien
unabhängige Zufallsvariablen
mit
und
für jedes
.
Für jedes
und
gilt dann
|
(22) |
wobei
.
- Beweis
-
- Sei
und für
- Dann gilt
und folglich
|
(23) |
- Weil
unabhängige Zufallsvariablen sind, sind
wegen Theorem 3.18 auch
und
unabhängige Zufallsvariablen.
- Aus der Multiplikationsformel für den Erwartungswert des Produktes
von unabhängigen Zufallsvariablen (vgl. Theorem 4.9)
ergibt sich deshalb, dass
- Hieraus ergibt sich, dass
- Mit Hilfe von (23) ergibt dies, dass
Außerdem benötigen wir den folgenden Hilfssatz.
Lemma 5.3
Seien
unabhängige Zufallsvariablen
mit
und
für alle
. Falls
|
(24) |
dann gibt es eine Zufallsvariable
, so dass
, wobei
.
- Beweis
-
Die nächsten beiden Hilfssätze betreffen zwei klassische
Konvergenzeigenschaften von Folgen reller Zahlen. Sie werden in
der Literatur Lemma von Toeplitz bzw. Lemma von
Kronecker genannt.
Lemma 5.4
(Toeplitz) Seien
relle Zahlen mit
und |
(26) |
Falls
, dann gilt
|
(27) |
- Beweis
-
Lemma 5.5
(Kronecker) Seien
relle Zahlen, so dass die Bedingung
erfüllt ist. Falls die Reihe
konvergiert, dann gilt
|
(29) |
- Beweis
-
- Beweis von Theorem 5.15
-
- Die Behauptung gilt genau dann, wenn
mit Wahrscheinlichkeit 1.
- Ohne Einschränkung der Allgemeinheit setzen wir voraus, dass
und zeigen, dass
|
(31) |
mit Wahrscheinlichkeit 1.
- Aus Lemma 5.1 ergibt sich, dass
genau dann, wenn
.
- Weil
identisch verteilt sind, gilt dies genau
dann, wenn
.
- Wegen des Lemmas von Borel-Cantelli (vgl.
Korollar 2.3 und Theorem 2.7)
ist das gleichbedeutend mit
.
- Hieraus folgt, dass es für fast jedes
eine
natürliche Zahl
gibt, so dass
für jedes gilt.
- Also gilt (31) genau dann, wenn
|
(32) |
mit Wahrscheinlichkeit 1, wobei für
- Beachte: Der Übergang von zu
wird Abschneidetechnik genannt.
- Weil
ergibt sich aus Lemma 5.4 mit , dass
- Deshalb gilt (32) und damit auch
(31) genau dann, wenn
|
(33) |
mit Wahrscheinlichkeit 1, wobei
.
- Aus Lemma 5.5 mit und
ergibt sich die Gültigkeit von (33), wenn gezeigt
wird, dass es eine Zufallsvariable gibt, so dass mit
Wahrscheinlichkeit 1
- Wegen Lemma 5.3 genügt es nun zu zeigen, dass
- Dies ergibt sich aus den folgenden Abschätzungen:
wobei in der vorletzten Abschätzung die Ungleichung
verwendet wurde, die sich ergibt aus
und
- Damit ist Theorem 5.15 bewiesen.
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Ursa Pantle
2004-05-10